Therapie und Meditation

Jahrelang durfte ich in Oshos Präsenz sitzen, seinen Worten lauschen, seinen Interpretationen des Schrifttums der Welt-religionen und unermüdlichen Antworten auf unsere Fragen. Er widersprach sich, kritisierte oder bestätigte sie, je nachdem. Das war für mich zunächst gewöhnungsbedürftig. Wesentlich war und blieb seine Präsenz – und der Impuls, selber zu dieser Präsenz in dem Raum jenseits des Verstandes aufzuwachen.

Wie setze ich heute diese Erfahrungen in der täglichen Begegnung mit Patienten um?

Ich liebe es, wenn es gelingt, die Gestalt psychischer Probleme so zu verändern, dass die Betroffenen zumindest über sich schmunzeln oder gar herzhaft lachen können. Als Lockerungsübungen für festgefahrene Verhaltensweisen empfehle ich Oshos herrliche Kompendien über Mann und Frau, Liebe, Angst usw. – faszinierend zu lesen! – wenn eine solche Hilfestellung angezeigt ist; achte aber darauf, dass sie nicht als Lehrbücher missverstanden werden mit neuen Normen für korrektes moralisches oder spirituelles Verhalten. Osho hat versucht zu leeren und nicht zu lehren. Therapien können ja durchaus für die Persönlichkeits-entwicklung hilfreich sein… solange sie nicht nur der Anpassung an die vorgegebenen familiären oder gesellschaftlichen Normen dienen.

Meditation findet allenfalls in dem Raum jenseits der Persönlichkeit jenseits der therapeutischen Bemühungen statt: ist also unvorhersehbar – in der Akupunkturbehandlung z.B., bei einer Berührung, in einer Gesprächspause, bei einem Blickkontakt, beim Nichtstun – als freudige Überraschung, ja Beglückung! Und vor allem: Als Zustand des aus dem Zeitstromgetretenseins taugt sie nicht für unsere gesellschaftlichen Ziele. Wer durch Meditation effektiver, reicher, berühmter werden will, dem rate ich dringend von Meditation ab und weise ihn auf passende Angebote hin. Ich preise Meditation auch nicht als Mittel an gegen Stress, hohen Blutdruck, Verengung der Herzkranzgefäße, Unzufriedenheit, Schlafstörungen, Nervosität, Diabetes, Krebs, also bei krankhaften Zuständen. Da greife ich lieber in mein Therapierepertoire und wähle die passende Strategie.

Zu Meditation rate ich gerne zusätzlich, wenn ich in meinem Gegenüber das Verlangen des Suchers spüre, da sie, so nutzlos sie für weltliche Werte ist, den Schlüssel zur Erfahrung des Göttlichen birgt. Sie führt zur eigentlichen Gesundung, selbst wenn Krankheiten nicht mehr heilbar sind.