Auf den Punkt gebracht

Dr. Schmale beantwortet Fragen

Wir denken, wenn wir von chinesischer Medizin sprechen, in erster Linie an Akupunktur. Aber ich habe mir sagen lassen, eigentlich wären die chinesischen Kräuter wichtiger.
Lothar S., Wuppertal

Dr. Günter Schmale:
Ja, das stimmt. Aber an erster Stelle steht in der Traditionellen chinesischen Medizin (TCM) die Meditation. In der Meditation wird Kontakt zu dem aufgenommen, was der chinesische Weise Laotse das Formlose (Tao) nennt. Aus diesem Urgrund des Tao entsteht erst die Lebensenergie Chi, mit der die Akupunktur arbeitet. Das Chi verdichtet sich weiter zur Welt der Materie. Aus dem Tao, dem Formlosen, kann verständlicherweise die tiefgreifendste Heilwirkung erwachsen, da dort der Urgrund allen Lebens und unseres individuellen Lebens liegt.

Dr. Günter Schmale:
Es wird versucht, die Erkrankung dadurch zu erfassen, indem alles mithilfe unserer Sinne Beobachtbare gemessen, gewogen, gezählt, bildlich erfasst, dann diagnostisch ausgewertet, kategorisiert und zur Handlungsgrundlage gemacht wird. Es fehlt die Erkenntnis und damit auch das Anerkennen des Geistigen im Menschen und des Geistigen im Weltall, in dem aber unser Ursprung liegt. Damit fehlt, wie Goethe im Faust sagen lässt, das geistige Band.

Dr. Günter Schmale:
Eine wesentliche Aussage im Eid des Hippokrates, den früher jeder Arzt und jede Ärztin zu geloben hatte, war die Aussage: Du darfst deinem Patienten keinen Schaden zufügen (Nil nocere). Die sich darin deutlich ausdrückende ärztliche Ethik droht immer mehr zu korrumpieren. Finanzielle Überlegungen rücken in den Vordergrund, Arzneimittel mit hohem Schadenspotential werden gewissenlos beworben und verschrieben. Ich denke da z. B. an die skrupellose Verordnung von stärksten Schmerzmitteln in den USA und die daraus folgende fatale Schmerzmittelabhängigkeit von Hunderttausenden US-amerikanischer Mitmenschen.

Warum haben Sie gegenüber der Evidenz-basierten Medizin, in der geschaut wird, bei welchem Prozentsatz von behandelten Menschen ein Medikament wirkt, solche Vorbehalte?

Dr. Günter Schmale:
Das Immunsystem eines jeden Menschen ist einzigartig. Jeder Mensch hat sein einzigartiges Eiweiß. Damit also ein Spenderorgan in einem Menschen toleriert wird, ist eine medikamentöse Unterdrückung seiner Immunantwort notwendig. Wieso gehen wir dann davon aus, dass Krankheiten und Heilung kollektiv identisch sind? De facto hat diese unselige Suche nach allgemeingültigen Therapieverfahren dazu geführt, dass wir nun überwiegend blockierende Arzneistrategien zur Verfügung haben, weil Blockaden nicht unbedingt individuell sein müssen, um wirksam zu sein. Es liegt aber in der Natur von regulierend heilenden Methoden, dass sie individuell gehandhabt werden müssen. Passiert dies nicht, lässt sich ihre Wirksamkeit oft auch nicht erkennen! Die sogenannte Wissenschaft erklärt diese Methoden dann für unwissenschaftliche Methoden. Dieser groteske Mangel an der Fähigkeit, logisch zu denken, führt heutzutage dazu, dass die Krankenkassen mit diesem Argument der Unwissenschaftlichkeit eine Kostenerstattung ablehnen!!!!

Dr. Günter Schmale: Die Weltgesundheitsorganisation definiert Gesundheit als ‚völliges körperliches, seelisches und soziales Wohlbefinden‘. Dies als Kriterium nehmend, wie viele gesunde Menschen sind Ihnen bisher begegnet? Nun zähle ich Ihnen einige Qualitäten auf und spüren Sie bitte hin, wie Sie sich dabei fühlen, wenn Sie diese lesen: Geistesgegenwärtig, präsent, autonom, frei, Ihrer Lebensmelodie folgend, ………….. Vielleicht macht sich in Ihnen eine Ahnung breit, was Gesundheit bedeuten könnte. Vielleicht fallen Ihnen auch spontan Menschen ein, die unserer Vorstellung nach krank sind, Ihnen aber durch ihre zufriedene Ausstrahlung geradezu irritierend auffielen.

Wenn nach der Einnahme eines entzündungshemmenden Mittels die Beschwerden verschwinden, ist das doch beweisend dafür, dass die Diagnose Entzündung (z. B. Ischiasentzündung oder Sehnenentzündung) korrekt war?

Dr. Günter Schmale:
Nein. Dies erscheint zwar logisch zwingend, ist aber das, was man in der Logik einen Trugschluss nennt. Entzündungshemmende Mittel wie Voltaren (Diclofenac) oder Ibuprofen haben viele Wirkungen. Überzeugen Sie sich davon, indem Sie den Beipackzettel sorgfältig studieren. U. a. beeinflussen sie auch die Schmerzwahrnehmung und werden deshalb auch Schmerzmittel genannt. Viele Diagnosen werden vermutlich als Entzündungen dargestellt, um die Therapie mit sogenannten Antiphlogistika (entzündungshemmende Mittel) folgerichtig erscheinen zu lassen. Dabei ist die Ursache der Schmerzen oft in Muskelverspannungen zu finden, die dann den Versorgungsraum von Gelenken und Nerven so einengen, dass es dort zu einer Minderversorgung mit Nährstoffen und damit auch zu Schmerzen kommt. Behandeln Sie diese Situation mit Schmerzmitteln, besteht die Gefahr, dass nun die Körperstrukturen überlastet und geschädigt werden, da der vor Bewegung schützende Schmerz nicht mehr vorhanden ist. Die Ursache der Muskelverspannungen liegt oft in einseitiger Belastung (wie z. B. langes oder häufiges Sitzen) und es ist ratsam, die Spannungen durch erfahrene Therapeuten und nicht durch muskelentspannende Mittel zu therapieren.

Dr. Günter Schmale:
Untersuchungen zur Früherkennung von Krankheiten werden oft als Vorsorge bezeichnet. Das ist nicht korrekt. Einen erhöhten Blutdruck oder Diabetes früh zu erkennen und dann zu behandeln, mag die Folgen der Erkrankung wie Herzinfarkt oder Schlaganfall eventuell abmildern, aber es ist keine Vorsorge, was den Diabetes oder den hohen Blutdruck selbst angeht. Auch die Krebsvorsorgeuntersuchungen sind lediglich Versuche, eine Krebserkrankung früh zu erkennen. Sie vermögen die Erkrankung aber nicht zu verhindern. In einer Naturheilkunde, die den Namen verdient, werden bereits Krankheitstendenzen behandelt. Ich bin absolut für Vorsorge. Früherkennung ist auch wichtig, beginnt aber leider erst an dem Punkt, an dem das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist.

Ich versuche, seit einigen Monaten schwanger zu werden. Aber meine Periode kommt recht unregelmäßig. Der Zyklus dauert zwischen 21 und 25 Tagen. Mein Frauenarzt sagt, das sei okay, aber ich sorge mich doch.
Nadja F., Köln

Dr. Günter Schmale:
Die Periode wird auch Regelblutung genannt. Da steckt das Wörtchen „Regel“ wie „regelmäßig“ drin. Wenn der Zyklus regelmäßig verläuft, kommt die Regelblutung alle 27 bis 29 Tage, idealerweise alle 28 Tage. Das ist kein Zufall, sondern entspricht genau der Anzahl der Tage, die der Mond für einen Umlauf um die Erde benötigt. Ich wehre mich dagegen, wenn Ärzte Frauen einreden, es sei „normal“, die Periode in anderen Abständen und unregelmäßiger zu bekommen. Denn nur weil etwas statistisch gesehen häufig vorkommt, ist das noch kein Beleg dafür, dass es normal ist.

Als gesetzlich Versicherter fühle ich mich verschaukelt. Es gibt kaum noch Termine bei Fachärzten, kaum noch etwas zuzahlungsfrei, erst recht nicht an Naturheilverfahren. Das ist doch Zwei-Klassen-Medizin!
Michaela S., Brühl

Dr. Günter Schmale:
Teilweise haben Sie damit sicher Recht. Es gibt aber noch eine andere Zwei-Klassen-Medizin. Da ist der Teil der Bevölkerung, der seine Gesundheit in die Hände der Ärzte und Apotheker legt und meint, die werden es schon richten. Sie selbst hätten durch Zuzahlung ihres immer höher werdenden Krankenkassenbeitrags ihren Anteil bereits geleistet. Der andere Teil der Bevölkerung nimmt zuallererst sich selbst in die Verantwortung, wenn es um die Gesundheit geht. Diese zweitgenannten Menschen wissen, dass ein Großteil unserer Zivilisationskrankheiten hausgemacht ist. So hat beispielsweise Diabetes Typ II meist mit Überernährung zu tun. Und um diese zu stoppen, muss man nicht unbedingt über mehr Geld verfügen.

Es wird diskutiert, dass Krebskranke, die Vorsorgeuntersuchungen nicht wahrgenommen haben, deshalb für einen Teil der Behandlungskosten selber aufkommen sollen. Was halten Sie von dieser Idee?
Barbara T., Köln

Dr. Günter Schmale:
Diesem geplanten Zwang zur Vorsorge liegen meiner Meinung nach zwei grundsätzliche Irrtümer zugrunde. 1. Was hier als Vorsorge angeboten wird, ist eine Früherkennungsuntersuchung, d. h. wer sie nutzt, beugt nicht einer Krebserkrankung vor. Nur der Zeitpunkt der Diagnose wird vorverlegt. 2. Jede dieser Früherkennungsmaßnahmen kann zu falsch positiven Befunden führen, damit zu unnötigen Eingriffen und Therapien. Es ist also genau abzuwägen, welches Risiko man bei einer Früherkennungsuntersuchung eingeht und welche Chancen für eine bessere Heilung durch frühere Diagnosestellung dem gegenüberstehen. Diese Abwägung würde bei einem Zwang zur Früherkennung untergehen.

Ich habe eine Weizenunverträglichkeit. Was soll ich tun? Ganz auf Weizen verzichten?
Iris K., Kalkar

Dr. Günter Schmale:
Das ist vielleicht nicht nötig. Möglicherweise sind für Sie „nur“ Standardweizenprodukte unverträglich. Denn durch den Einsatz des Kunstdüngers, der auf die Bodenoberfläche gestreut wird, verkümmerten im Laufe der Jahrzehnte die Wurzeln des Weizens, weil er sie nicht mehr zur Nährstoffaufnahme aus der Tiefe des Bodens brauchte. Dadurch verringerte sich die Verankerung im Boden. Die Halme knickten schneller um. Um das zu verhindern, wurde Weizen mit kurzen Halmen gezüchtet, dem nun die Länge fehlt, um wie eine Antenne Lebens- und Lichtkräfte aufzunehmen und goldgelb zu reifen. Vergleichen Sie diesen blassen, grünen Standardweizen mit goldgelbem Weizen aus biodynamischem Anbau. Versuchen Sie es also mit so angebauten Weizenprodukten von Demeter Qualität.

Ein Gläschen Wein am Abend soll lebensverlängernd sein. Stimmt das?
Rüdiger H., Köln

Dr. Günter Schmale:
Es ist durchaus zutreffend, dass es einige Statistiken gibt, die zeigen, dass viele Menschen, die sehr alt geworden sind, täglich auch ein Glas Rotwein getrunken haben. Diese Statistiken belegen ebenso wenig einen ursächlichen Zusammenhang wie eine Statistik, die den Zusammenhang der Abflughäufigkeit der Störche und der Geburtenrate darstellt. Es gibt sicher viele alte Leute, die täglich ein Glas Wein getrunken haben. Aber sie sind nicht aus diesem Grund so alt geworden! Wahrscheinlicher ist: Sie waren so kräftig und gesund, dass sie sehr alt werden konnten und sogar das tägliche Glas Wein sie nicht früher hat sterben lassen.

Ich habe eine trockene Haut, die jetzt bei den kühlen Temperaturen noch trockener wird, obwohl ich viel Wasser trinke. Kennen Sie ein Naturheilmittel?
Elisabeth S., Frechen

Dr. Günter Schmale:
Bei Trockenheit den Körper nur mit Wasser zu versorgen, reicht bei Ihnen offensichtlich nicht aus. Feuchtigkeitsspendende Cremes würden das Problem nicht ursächlich lösen, auch wenn viel Reklame dafür gemacht wird. Hartnäckig trockener, gespannter Haut liegt nicht unbedingt ein Wassermangel zugrunde. Was der Körper – ausreichende Flüssigkeitszufuhr vorausgesetzt – nicht zu Wege bringt, ist, das Wasser zur Haut zu transportieren. Darin müssen wir ihn unterstützen. Trinken Sie also warmes bis heißes statt kaltes Wasser, essen sie mehr gekochte Mahlzeiten, zum Frühstück eventuell gekochten Haferbrei, mit Nüssen, Rosinen oder Obst schmackhaft gemacht. Damit geben Sie den Organen die Kraft, die für Transport und Verteilung von Feuchtigkeit zuständig ist.

Von allen Ecken und Enden hören wir, dass Gesundheitskosten explodieren. Aber ich habe den Eindruck, wir werden dabei immer kränker.
Paul F., Düren

Dr. Günter Schmale:
Wir wollen kein Fieber. Schnupfen ist lästig, Schwitzen unschick, die Regelblutung passt sowieso nie. Was immer unser Körper an Ausscheidungen hervorbringt, wir vermögen die Bedeutsamkeit nicht zu erkennen: Haut und vor allem die Schleimhäute sind Grenzen zur Außenwelt, kontrollieren somit auch die Aufnahme und Ausscheidung von Stoffen. Deshalb gehören sie gepflegt und bei entsprechenden Symptomen sinnvoll unterstützt! Blockieren oder schwächen wir aber ihre Funktionen, brauchen wir uns nicht zu wundern, dass der Körper gekränkt reagiert. Günstigenfalls resigniert er nicht und erhöht die Ausscheidung – der Stuhl stinkt immer mehr, Pickel und Schweiß entstehen. Oder die zur Ausscheidung vorgesehenen Stoffwechselprodukte verbleiben im Körper, lassen Nahrungsmittelallergien, Bluthochdruck, Fibromyalgie, Polyneuropathie u. Ä. entstehen.

Erklären Sie mir doch bitte, was man unter Blutreinigung versteht.
Werner S., Köln

Dr. Günter Schmale:
Eine intelligente Blutreinigungsstrategie vermag z.B. durch individuell zusammengestellte chinesische Kräuter Stoffwechsel-endprodukte (Schlackenstoffe) aus dem Blut erfolgreich über die Leber dem Darm oder über die Nieren der Blase zuzuführen. Sie gibt dem verbindenden Gewebe gleichzeitig Gelegenheit, dort angehäufte Schlackenstoffe ins Blut zu leiten. Falls das nicht von selbst passiert, muss auch im Bindegewebe nachgeholfen werden. Dass Schlackenstoffe in Stuhlgang oder Urin gelangen, ist meist durch stärkeren stinkigen Geruch, beim Urin auch durch intensive Verfärbung deutlich erkennbar.

Eine Frage, die mich nach einem Gespräch mit Freundinnen sehr bewegt: Warum gab es in der ehemaligen DDR weniger Allergien?
Gertrud M., Neuss

Dr. Günter Schmale:
Es gibt wissenschaftliche Untersuchungen, dass unser Reinlichkeitswahn mitverantwortlich ist für den sprunghaften Anstieg von Allergien. Ich laste diese Entwicklung aber auch der erfolgreichen Reklame für Medikamente gegen Erkältung, geschwollene Nasenschleimhaut, Husten und Fieber an, die diese Symptome unterdrücken, ohne darin die Absicht des Körpers zu erkennen, eingedrungene Kälte und Feuchtigkeit auszuleiten. Dies führt zu einer Minderung der Abwehrfunktion der Schleimhäute. Pollen (Fremdeiweiß) können dann später zu tief in den Körper eindringen und er reagiert entsprechend gereizt. Wir nennen diese gereizte Reaktion allergisch. In der DDR bestand oft nicht die Kapazität, unnötige und unsinnige Bedürfnisse zu wecken, die fast alle auch gesundheitsdemolierend wirken.

Ich bin Typ-2-Diabetiker und jetzt eingestellt auf Insulin. Gibt es chinesiche Kräuter, die das Insulin ersetzen können?
Christian Sch., Köln

Dr. Günter Schmale:
Westliche Kräuter werden so eingesetzt wie westliche chemische Medikamente: Johanniskraut gegen Depressionen, Mariendistel bei Leberschädigungen etc. Gern wird auch der sog. Hauptwirkstoff isoliert, weil man die Gabe dieses isolierten Hauptwirkstoffs für besonders wirksam hält. Pflanzen werden in diesem Zusammenhang dann auch als natürliche Arzneimittelproduzenten bezeichnet. In der chinesischen Medizin werden Pflanzen als Persönlichkeiten betrachtet, die besondere Fähigkeiten haben wie zu wärmen, zu kühlen, zu bewegen, zu regulieren, Feuchtigkeit oder Wind auszuleiten etc. Der Patient wird untersucht und befragt, um herauszufinden, welche Art Unterstützung er benötigt. Die Pflanzen werden nun zu einer helfenden Gemeinschaft gruppiert und rezeptiert. So kann wahrhaftig auch Typ-2-Diabetikern oft geholfen werden.

Ich habe Angst, die Tabletten einzunehmen, die mir mein Arzt regelmäßig verordnet, seit ich den Beipackzettel genauer studiert habe. In der Zeitung las ich einen Bericht, der die Nichteinnahme verordneter Medikamente als Milliardenverschwendung anprangert. Trotzdem, ich habe Angst, mein Arzt wird meine Haltung nicht verstehen.
Rosi F., Köln

Dr. Günter Schmale:
Wenn Medikamente per Beipackzettel den Eindruck vermitteln, sie könnten vor einer möglichen Besserung eine ganze Latte gefährlicher Nebenwirkungen auslösen, sehe ich Ihre Reaktion als eindeutiges Zeichen für Ihren Überlebenswillen, nicht als Zeichen mangelnder Kooperationbereitschaft. Sie sollten Ihre Sorgen in jedem Fall mit Ihrem Arzt besprechen. Wenn er die Bedenken bezüglich der Medikamenteneinnahme nicht zerstreuen kann, sollten Sie einen anderen Arzt Ihres Vertrauens wählen. Brav das Rezept einstecken und es dann gehorsam einlösen, nur so zu tun, als würden Sie die Pillen einnehmen, ist in der Tat pure Geldverschwendung.

Was halten Sie von Potenzmitteln? Die gibt es doch noch viel länger in der chinesischen als in der westlichen Medizin!
Oliver M., Köln

Dr. Günter Schmale:
Die Beobachtung und therapeutische Erfahrung zeigt: Impotenz und Potenzprobleme in unserem Kulturkreis stellen hauptsächlich eine Strategie des Körpers dar, die aufwühlende Blutbewegung zu verhindern, die in der sexuellen Erregung stattfinden kann. Denn das Aufwühlen des Blutes ist nur mit Blut von mindestens durchschnittlicher Fließeigenschaft problemlos möglich. Ansonsten kann es zu Durchblutungsstörungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Bluthochdruck kommen. Der Körper wählt also Impotenz bewusst als eine Art Notsparschaltung, um Schlimmeres zu verhüten. Ob wir diese körpereigene Strategie mit chinesischen Kräutern oder westlichen Potenzpillen übergehen, bleibt gleich in seiner Gefährlichkeit. Eine intelligente Blutreinigungsstrategie ist die langwierigere, aber gesündere Alternative.

Alkohol hilft mir sehr, mich so richtig zu entspannen. Weshalb soll das nicht gut sein?
SvenD., Köln

Dr. Günter Schmale:
Ob etwas gut oder schlecht ist, weiß nur der Kardinal. Der besitzt einen klaren Katalog darüber. Meiner Meinung nach greifen derart simple Gut-Böse-Kategorien beim Alkohol nicht. Alkohol entspannt Sie, weil er das Seelisch-Geistige in Ihnen vom Körperlichen löst. Der „Geist“ des Weines befreit den Geist im Körper. Damit kann der Körper entspannen, er ist nicht mehr im Griff unserer seelischen Angespanntheit. Das tut gut. Und hat dem Alkohol soziale Anerkennung gebracht, weil er uns, in Maßen getrunken, gesellig und gut gelaunt erscheinen lässt. Aber er macht unbewusst statt unser Bewusstsein zu schärfen, auch schon in kleineren Dosen. Deshalb werden Menschen, die nach glasklarem Bewusstsein dürsten, meist dankend auf Alkohol verzichten.

Meine Nase ist dauernd verquollen und zu. Ich bin Dauerkunde in der Apotheke. An die Anwendung von Nasentropfen habe ich mich schon gewöhnt. Gibt es einen naturheilkundlichen Weg aus dem Dilemma?
Ralf K., Köln

Dr. Günter Schmale:
Die Schleimhaut reinigt sich, indem sie versucht, mit Hilfe der Schnupfenflüssigkeit „Müll“ ins Freie zu befördern. Das funktioniert aber nur, wenn sie diese Flüssigkeit über stärkere Durchblutung auch heranschaffen kann. Dazu dient der im Augenblick lästige Schnupfen: die Rötung, das Anschwellen der Schleimhaut, das wässrige Fließen, das schleimige Sekret. Zerstören Sie diese Selbstheilungsstrategie des Körpers durch teuer beworbene und teuer verkaufte Medikamente, haben Sie ein dauerhaftes Problem und die Industrie einen lebenslangen Kunden. Es ist mir immer wieder eine Freude, solche Probleme mit Hilfe der TCM (Traditionelle Chinesische Medizin) zu lösen und Sie wieder unabhängig von Medikamenten zu machen.

Viele Ärzte bieten Früherkennungsmaßnahmen an, vor allem für Selbstzahler. Was halten Sie davon?
Carmen S., Köln

Dr. Günter Schmale:
Untersuchungen zur Früherkennung von Krankheiten werden oft als Präventivmedizin bezeichnet. Das ist nur bedingt richtig. Einen erhöhten Blutdruck oder Diabetes früh zu erkennen und dann zu behandeln, mag die direkten Folgen der Erkrankung wie Herzinfarkt oder Schlaganfall eventuell abmildern, aber es ist keine Vorsorge, was den Diabetes und den hohen Blutdruck selbst angeht. Auch die Krebsvorsorgeuntersuchungen sind lediglich ein Versuch, den Krebs früh zu erkennen. Dabei sollte unser Ziel sein, Krankheitstendenzen früh zu behandeln. Dieses Ziel hat eine Naturheilkunde, die ihren Namen verdient. Auch die beste Früherkennung kommt immer zu spät, denn der Patient ist dann schon erkrankt. Ich bin absolut für Vorsorge! Früherkennung ist wichtig, aber sie fängt leider erst an, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist.

Leonhard M., Köln

Dr. Günter Schmale:
Atopie leitet sich ab vom griechischen „Topos“ = Ort und ist ein Sammelbegriff für die drei Krankheiten Neurodermitis, Asthma und Heuschnupfen, die sich an unterschiedlichen Orten (A-Topos) und in unterschiedlicher Gestalt zeigen können. Es ist eine treffende Beschreibung, weil es die Erkenntnis beinhaltet, dass der Ursprung oder Kern dieser Krankheit jenseits der hauptsächlich betroffenen Organe oder Gewebe zu suchen ist und den Aufenthaltsort wechselt. Dies entspricht genau dem chinesischen Krankheitsverständnis! Das jeweils erkrankte Organ – hier: Haut, Mund/Nasenschleimhäute oder Atemwege – erscheint so als Opfer einer tiefer liegenden Krankheitsdynamik. Im Fall der Atopie sind es meist unterdrückte, nicht ausgeheilte Erkältungseffekte.

Meine kleine Tochter (8) hat früher Vögel geliebt. Jetzt macht sie, noch immer unter dem Eindruck des Schreckgespenstes Vogelgrippe, einen großen Bogen um Vögel, entwickelt Ängste.
Sabine M., Köln

Dr. Günter Schmale:
Versuchen Sie, Ihre Tochter vor der Paranoia zu bewahren, die durch die Vogelgrippe geschürt wurde und helfen Sie ihr, die ursprüngliche Liebe zur Unschuld und zur Schönheit der Vögel wachzuhalten. Warum üben Vögel auf uns eine solche Faszination aus? Sie haben es geschafft, sich im Verlauf der Evolution aus erdschweren, dahinkriechenden Reptilien zu frei sich in der Luft bewegenden Tieren zu entwickeln, über die Schwerkraft hinaus: Sie sind vogelfrei. Damit stehen sie quasi symbolhaft für die Freiheit des Geistes. In ihrem Gesang berühren sie unser Innerstes, so dass gerade Kinder, in denen dieser Geist noch so lebendig ist, Vögel aus tiefstem Herzen lieben.

Es heißt immer: „Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie ihren Arzt oder Apotheker“. Aber woher weiß ich, welche der Nebenwirkungen mir bei der Einnahme droht?
Lilo M., Düsseldorf

Dr. Günter Schmale:
Ich kann Ihre Verunsicherung gut verstehen. Die Aufzählung der Nebenwirkungen im Beipackzettel legt nahe, dass jeder quasi unvorhersagbares Opfer irgendeiner der Nebenwirkungen werden kann. De facto ist es aber so, dass die ganze Aufteilung Haupt- und Nebenwirkungen ein Wunschdenken ist. Es passiert nämlich immer ein ganzes Spektrum an Wirkungen, mehr oder weniger erwünscht. Nur aus Gründen der Vermarktung eines Medikaments wird die erwünschte Wirkung als Hauptwirkung bezeichnet, der Rest gesammelt und zu Nebenwirkungen erklärt. So ist der Hersteller aus der Haftung. Aber die wirklich spannende Frage, welche Wirkungen denn individuell zu erwarten sind, bleibt ungeklärt.

Ich (41) spiele mit dem Gedanken, durch Hormonersatz (Testosterongel) meinen Appetit auf Sex anzuregen. Macht das Sinn?
Jan P., Köln

Dr. Günter Schmale:
Ich rate ab. Hormone übermitteln Botschaften und spiegeln normalerweise den Ist-Zustand des Körpers wieder. Ist er stark, ausgeruht, nicht im Stress, verkünden die Hormone vor allem bei entsprechendem Außenreiz sexuelle Lust. Ist der Körper erschöpft, schüttet er keine Hormone zur sexuellen Erregung aus. Jegliche künstliche Hormongabe ist eine Manipulation, die eine Botschaft verkündet, die nicht dem echten Ist-Zustand des Körpers entspricht.

Ich (26) habe in einer durchaus ernst zu nehmenden Zeitschrift gelesen, dass es für uns Frauen Hormonpräparate gibt, welche die monatliche Regelblutung von zwölf auf drei oder vier pro Jahr reduziert. Irgendwie finde ich diese Vorstellung verlockend.
Sarah P., Köln

Dr. Günter Schmale:

Trotzdem möchte ich Sie davor warnen. Frauen haben statistisch eine rund acht Jahre höhere Lebenserwartung als Männer. Meiner Meinung nach hängt dies auch mit dem Zyklus zusammen. Er zwingt Frauen, mit wechselnden körperlichen und seelischen Befindlichkeiten zu leben, erhebliche Stimmungsschwankungen zu verkraften. Dadurch sind Frauen es im Unterschied zu uns Männern eher gewohnt, auf Ihren Körper zu achten und auf ihn Rücksicht zu nehmen. Zudem kann jede Periodenblutung auch als ein zusätzliches Überlaufventil neben den gewohnten Ausscheidungsorganen Darm und Nieren angesehen werden, über das er auszuscheidende Stoffwechselendprodukte zu entsorgen vermag. Nach den Wechseljahren holen Frauen in der Krankheitsanfälligkeit auf. Seien Sie also eher dankbar für die zwölf Zyklen im Jahr.

Ich bin jetzt 50 geworden und merke schon seit einigen Jahren, dass meine Leistungsfähigkeit abnimmt. Haben wir Männer auch Wechseljahre, wie man so oft liest? Sollten wir auch Hormone (DHEA) nehmen, wie es in den USA angeblich gang und gebe ist?
Lothar M., Köln

Dr. Günter Schmale:
Nicht einmal Frauen sollten meiner Meinung nach in den Wechseljahren Hormone nehmen, denn den Wechsel gilt es zwar zu unterstützen, aber nicht künstlich aufzuhalten. Außerdem: Bei uns Männern wechselt ja noch nicht einmal etwas. Bei uns findet praktisch ab dem Ende der Pubertät eine recht stetige Abnahme der Vitalität statt. Es gehört zum Prozess des Älterwerdens, eine verringerte Geschwindigkeit zu erleben, damit sich andere Qualitäten wie geistige Reifung entwickeln können.

Ich bin jetzt 52 und voll in den Wechseljahren. Meine Frauenärztin hat mir empfohlen, zur Vorbeugung gegen Knochenschwund (Osteoporose) regelmäßig niedrig dosierte Hormone einzunehmen. Ist das wirklich notwendig?
Katharina M., Leverkusen

Dr. Günter Schmale:

Nein. Bewegen sie statt dessen Ihre Knochen. Geben Sie ihnen durch Inanspruchnahme regelmäßig Wachstumsreize. Trinken Sie keine Cola-Getränke, ernähren Sie sich ausgewogen. Das ist die beste, nebenwirkungsfreie Prophylaxe. Lassen Sie sich nicht verängstigen. Es gibt keine Studien, die beweisen, dass die Vorteile einer generellen Hormonbehandlung in den Wechseljahren die Nachteile aufwiegen. Diese bestehen in einem möglicherweise erhöhten Risiko, an Gebärmutterkrebs, Brustkrebs oder Herzinfarkt zu erkranken und daran zu versterben.

Meine Tante hat zu ihrem 75. Geburtstag eine Flasche mit Ginseng-Saft geschenkt bekommen. Wie gesund ist so etwas?
Kerstin V., Düsseldorf

Dr. Günter Schmale:

Die Ginsengwurzel dient in der traditionellen chinesischen Medizin mit Heilkräutern (TCM) der Stützung und Ergänzung der Lebensenergie, scheint also das ideale Allround-Stärkungs-Medikament zu sein. Trotzdem setze ich Ginseng in der täglichen Praxis fast nie ein, da es leider die vorhandenen Krankheitsprozesse mindestens genauso stärkt wie die Lebenskräfte. So ist z.B. die Entwicklung oder Verschlimmerung des erhöhten Blutdrucks beobachtet worden. Bei Krebs oder Entzündungen kann ich nur dringend abraten. Wenn Ihre Tante also kerngesund ist und nur „altersschwach“, ist das Geschenk passend. Ob aber nicht doch verborgene Krankheitstendenzen vorhanden sind, kann de facto nur ein TCM-kundiger Arzt entscheiden. Normale Blutlaborwerte sind nicht genügend aussagefähig.

Obwohl es draußen so heiß ist: Mich plagen immer wiederkehrende Blasenentzündungen. Ich habe keine Lust mehr, ständig Antibiotika zu schlucken. Was kann man da mit Naturheilmitteln tun?
Andrea F., Köln

Dr. Günter Schmale:

Antibiotika behandeln nur die Bakterien, nicht die Gründe, warum sie sich in dem Organbereich so wohlfühlen und deshalb dort auftreten. Das aber interessiert den naturheilkundlichen Behandler. Eine der Hauptursachen für wiederkehrende Blasen- und Harnwegsinfekte ist darin zu suchen: Der Körper hat zugelassen, dass Kälte in den Unterleib eindringen konnte. Das kann passieren, wenn Sie die nasse Badehose nicht gleich wechseln oder mit nackten Füssen auf kaltem Boden stehen. Der Nierenmeridian verläuft von der Fusssohle in Richtung Unterleib. Kälte kann auf diesem Weg dort hingelangen. Es geht also darum, die Kälte mit Hilfe von chinesischen Kräutern oder Akupunktur mit brennenden Kräuterrollen (Moxa-Therapie) wieder auszuleiten.

Dirk F., Köln: Ich (35J.) habe keine Lust, mich als alter Mann mit einer Prostatavergrößerung herumzuschlagen. Wie kann ich dem mit naturheilkundlichen Mitteln vorbeugen?

Dr. Günter Schmale:
Die Prostatavergrößerung hat aus Sicht der ganzheitlichen Medizin als tiefliegende Ursache eine Auskühlung. Die Kraft der Wärme, welche die Gestalt und Größe des Organs kontrolliert, ist nicht mehr wirksam, die Prostata vergrößert sich. Die beste Vorbeugung ist also, eine Abkühlung von außen zu vermeiden, also nicht ungeschützt auf kalten Sitzflächen wie Metallbänken oder Wiesen zu sitzen. Achten Sie dagegen auf warme Füße, auf warme Mahlzeiten, auf ein warmes menschliches Miteinander. Die direkte innere Erwärmung der Prostata geschieht in einer sexuellen Begegnung, die liebevoll warm und nicht leistungsbezogen passiert. Dagegen kann unterdrückte, ungelebte Sexualität eher zu einem Stau und damit zu einer Vergrößerung führen. Falls das sexuelle Begehren ohne Unterdrückung im Alter verschwindet, kann das eine völlig normale altersgerechte Entwicklung sein und führt dann nicht zu einer Prostataerkrankung.

Ich verstehe nicht, warum sich Naturheilkunde und Schulmedizin so bekriegen. Was ist eigentlich der Hauptunterschied zwischen Naturheilkunde und westlicher Schulmedizin.
Doris P., Köln

Dr. Günter Schmale:
Die naturheilkundliche Medizin hat sich quasi aus dem kölschen Grundverständnis des Menschseins entwickelt: Jeder Jeck ist anders. Sie behauptet: Auch wenn die Krankheiten bei verschiedenen Menschen in der Ausprägung gleich aussehen, so haben sie doch ein ganz unterschiedliches, individuelles Ursachengemisch. Die westliche Schulmedizin leugnet die Individualität, die Einzigartikeit jedes Menschen – und versteckt das hinter wohlklingenden Worten wie „gleiche Behandlung für jeden“ oder „Bürgerversicherung“. Was ich für scheinheilig und eine schamlose Ausnutzung des menschlichen Wunsches nach Brüderlichkeit und solidarischem Verhalten halte.

Bei den vielen Ratschlägen, was man tun und lassen soll für die Gesundheit, sehe ich mich eigentlich eher in meinem Lebensmotto bestätigt: Lieber ein kurzes, aber intensives Leben als sich ständig zu kasteien. Meine Frau hält diese Haltung für unverantwortlich. Was sagen Sie?
Sebastian S., Bergheim

Dr. Günter Schmale:
In einem Satz wie „Ich lebe lieber kurz, dafür aber intensiv“ zeigt sich ein fundamentaler Denkfehler. Wer sagt denn, dass Sie bei ungesunder Lebensweise nur kurz leben? Ihr Leben wird vielleicht lang sein. Mit größter Wahrscheinlichkeit werden Sie durchaus alt werden können, auch bei ungesunder Lebensweise, denn unser medizinischer Fortschritt weiß das Sterben zu verzögern. Mit viel weniger Erfolg vermag er die im Alter entstehenden Krankheiten zu verhindern. Leben Sie deshalb gesund, investieren Sie z. B. durch biologische Ernährung in Demeterqualität in Ihr Altern, damit Sie möglichst fit altern können.

Ich bin 26 Jahre alt, habe einen sehr langen Zyklus (52 Tage). Mein Frauenarzt meint, das wäre nicht schlimm. So hätte ich weniger Last mit Regelblutungen. Was sagen Sie?
Nadine M., Köln

Dr. Günter Schmale:
Die Zykluslänge bei einer gesunden Frau beträgt 27 bis 29 Tage, die Blutung drei Tage, danach zwei Tage ausklingend – sagt die chinesische Medizin. Die Steuerung des Zyklus im Körper ist aber sehr leicht irritierbar, z.B. durch unterdrückte, nicht ausgeheilte Infekte wie Erkältungen, Bronchitis, Blasenentzündungen und genitale Infektionen. Zyklusstörungen sind ein guter Indikator, dass etwas nicht in Ordnung ist. Ein aufmerksamer Arzt wird deshalb diesen Hinweis sofort aufnehmen und versuchen, einen Weg zur Heilung zu zeigen. Hormongaben kaschieren nur und stellen keine ursächliche Behandlung dar.

Die Praxis meines Gynäkologen liegt voll mit Informationszetteln und Broschüren zu Anti-Aging. Mein Mann sagt, bei seinem Urologen wäre das ähnlich. Was halten Sie von diesen Angeboten?
Sabine B., Neuss

Dr. Günter Schmale:
Überhaupt nichts. Nicht altern? Wie soll das gehen – außer man fälscht Geburtsurkunde und Personalausweis? In Gesundheit altern, in Würde altern, im Alter die Früchte eines erfüllten Lebens als Weisheit einfahren, dazu können Lebensführung und sinnvolle Medizin wesentlich beitragen. Wer das Alter aber zur Krankheit erklärt, einen Jugendlichkeitswahn schürt und dann mit Mitteln gegen das Altern ankämpft, u. a. mit Hormonen, deren Gefährlichkeit zur Genüge bekannt ist, verfolgt eine zweifelhafte Strategie. Diese verdient meiner Einschätzung nach nicht das Kompliment, als Medizin bezeichnet zu werden.

Ich habe gehört, im alten China wurden Ärzte nur bezahlt, wenn Patienten gesund blieben. Wenn jemand erkrankte, bekamen sie kein Geld.
Alex S., Köln

Dr. Günter Schmale:

Ganz so war es nicht. Dann hätten die Ärzte gleichzeitig ein Detektivbüro beschäftigen müssen, um herauszufinden, ob die Patienten ihre Ratschläge auch befolgten, also z.B. mit dem Rauchen aufhörten, ihre Kräutermischungen tranken etc. Die Eigenverantwortung, sich gesund zu halten, lag auch damals beim Patienten. Aber die Ärzte wurden für ihre Heilkunst bezahlt. Dazu zählte auch die Kunst, Menschen ohne Krankheitssymptome so zu behandeln, dass sie möglichst nicht erkranken. Das ist der große Unterschied zu unserem krankheitsbezogenen System. Wir Ärzte werden nur für die Diagnostik, Behandlung und für die Früherkennung von Krankheiten wie Krebs bezahlt. Die Früherkennung wird dann fälschlicherweise als Vorsorge oder „Präventivmedizin“ bezeichnet, hat aber mit Vorsorge, wie oben beschrieben, überhaupt nichts zu tun.

Unser Sohn (9) kann schlecht still sitzen, sich in der Schule überhaupt nicht mehr konzentrieren. Jetzt wurde die Diagnose Hyperaktivität bzw. ADS (Aufmerksamkeitsdefizit) gestellt. Gibt es eine naturheilkundliche Alternative zu Ritalin-Pillen für „Zappelphilipp“?
Sonja L., Köln

Dr. Günter Schmale:

Die Fähigkeit zu Ruhe, Besonnenheit und Konzentration kann sich am besten in einem rhythmischen Leben mit regelmäßigen Essens- und Schlafenszeiten, liebevoller Geborgenheit und wohlbegrenzten Medienkonsum (Fernsehen, Videos, Kassetten) entwickeln. Hetze, Sorgen, eine strapazierte Mutter, ein launischer Vater und stundenlanges Fernsehen sind Gift. Ganzkörpereinreibungen mit Solum-Öl von Wala helfen dem Kind, sich gegen die Überreizung seiner Sinne abzuschirmen. Bewährt hat sich auch Farbpunktur (farbiges Licht auf Akupunkturpunkte gesetzt) nach Peter Mandel. Über die Verbreitung des Medikaments Ritalin bin ich entsetzt!

Eine Freundin von mir schwört, ihre extreme Infektanfälligkeit sei durch eine Eigenblutbehandlung verschwunden. Wie wird das gemacht und wie kann das wirken?
Alexander L., Köln

Dr. Günter Schmale:

Bei der Eigenbluttherapie wird dem Patienten mit einer Spritze Blut entnommen – meist aus der Armvene – und in das Bindegewebe oder die Muskulatur zurückinjiziert. Das geschieht in kleinen Mengen und ansteigenden Dosierungen in einer Serie von fünf bis zehn Sitzungen, eventuell kombiniert mit homöopathischen Mitteln, die dazu noch gezielt in Akupunkturpunkte appliziert werden können. Die Erfahrung zeigt, dass sich ein Teil der so behandelten Patienten gestärkt fühlt, allergische Erscheinungen geringer werden, Infekte weniger häufig auftreten. Trotzdem bin ich sehr zurückhaltend in der Anwendung geworden. Eigenblut tut nicht immer gut. Langfristige Beobachtungen lassen vermuten, dass Krankheitsprozesse ungeklärt tiefer ins Körperinnere abgesenkt werden können. Genau das Gegenteil versuche ich aber zu erreichen.

Warum ist Lachen so gesund?
Elisabeth F., Köln

Dr. Günter Schmale:

Fragen wir zuerst, wie es zum Lachen kommt. Der Ausgang einer Episode folgt nicht dem erwarteten Fortgang, der Verstand bemerkt das, ist ein Moment lang verdutzt, stoppt. Da er ansonsten ohne Pause tätig ist, sich ein Gedanke an den anderen reiht, ist dies etwas Besonderes. Wir brechen in Lachen aus. Der ganze Körper schüttelt sich vor Wohlgefühl. Manchen Menschen fließen Tränen des Glücks, die Augen strahlen. Offensichtlich ist es ein herrliches Erlebnis, einen Augenblick lang nicht mehr vom Verstand dominiert zu werden, Freiheit von ihm zu genießen. Das ist wie kurzer Schlaf, während dem unser Verstand ja auch ruht und sich regenerieren kann.
Montag, 30. Juni 2008

Meine Freundin geht lieber zum Heilpraktiker als zum Arzt. Ist das nicht gefährlich?
Thomas F., Düsseldorf

Dr. Günter Schmale:

Ärzte dürfen berufsmäßig Leiden oder Körperschäden feststellen und behandeln, also die Heilkunde ausüben. Im sog. Heilpraktikergesetz ist festgelegt, unter welchen Bedingungen auch Nicht-Ärzte dies dürfen. Sie benötigen eine Erlaubnis. Diese wird nicht erteilt, wenn in der Prüfung erkennbar wird, dass der Prüfling eher eine Ge­fahr, ein Risiko für Patienten darstellen wird. Jeder ge­prüf­te Heilpraktiker hat also mit bestandener Prüfung quasi bescheinigt bekommen, dass er keine Gefahr, kein Risiko für den Hilfe suchenden Patienten darstellt – und die meisten Heilpraktiker haben diese Auflagen so ver­innerlicht, dass sie in schwierigen Fällen Patienten sicher­heitshalber an Ärzte verweisen.
Montag, 11. Februar 2008

Ich möchte an dieser Stelle der Naturheilkunde ein Kompliment ausrichten: Sie ist so erholsam sanft und friedliebend.
Margareth V., Düren

Dr. Günter Schmale:

Was das „sanft und friedliebend“ betrifft, da bin ich überhaupt nicht Ihrer Meinung. Nehmen Sie ein Stück Fleisch und was damit in unserem Körper geschieht. Zähne zermalmen es, dann wird es im Magen in hochkonzentrierter Salzsäure vollkommen aufgelöst. Da herrscht pure Aggression, da ist keine friedliche Stimmung. Denn nur so kann dieses Nahrungsmittel vom Körper aufgenommen werden, ohne dass wir mit Unverträglichkeitsreaktionen auf sein Fremdeiweiß reagieren. Natürliche Vorgänge sind also nicht per se sanft und friedvoll. Die Aggression gehört nur an den richtigen Platz gestellt, und in der Verdauung ist sie z. B. richtig. Auch die potente Naturheilkunde ist nicht immer sanft, sondern zum richtigen Zeitpunkt, in Heilkrisen, kämpferisch, mit adäquaten Mitteln.
29. Mai 2006

Ich leide an Pollenallergie und würde sie gerne für immer loswerden. Der Allergologe hat mir zu einer Hyposensibilisierung geraten. Gibt es kein naturheilkundliches Verfahren?
Marion S., Bonn

Dr. Günter Schmale:

Doch, es gibt sogar mehrere, allen voran eine Therapie mit chinesischen Kräutern oder eine Behandlung gemäß der anthroposophischen Medizin. Denn wenn unsere Schleimhäute Pollen zu tief eindringen lassen, weil sie den Zeitpunkt verpassen, im richtigen Augenblick die „Tür“ zu schließen, wird der Fehler vom Körper zwar bemerkt und abgewehrt, doch leider verspätet und mit unglaublichem Getöse (Niesen, Husten). Es geht bei einer Therapie nach naturheilkundlichen Grundsätzen also nicht darum, die Aufregung über das Eindringen von Pollen durch Desensibilisieren zu unterbinden. Es geht darum, den Schleimhäuten zu helfen, wieder präsent genug zu sein, um auch den Pollen rechtzeitig die Tür „vor der Nase“ zu schließen.
Montag. 22. Mai 2006

Was ist dieses ominöse Chi, von dem mein akupunktierender TCM-Arzt immer redet (TCM: traditionelle chinesische Medizin)? Ist das so etwas wie Strom, Elektrizität oder Flüssigkeit?
Roland F., Köln

Dr. Günter Schmale:

Chi ist das, was den Körper quasi unsichtbar durchzieht. Es ist die nicht materielle Lebensenergie. Diese Lebensenergie bezeichnen die Chinesen als Chi, die Inder als Atman, der deutsche Psychoanalytiker Wilhelm Reich nannte es Orgon.
Schließen Sie einmal die Augen und fühlen Sie in dieses Gefühl der Lebendigkeit hinein, das Ihren Körper erfüllt. Das ist das Chi.
Montag, 2. Juli 2007

Wenn ich nach einem stressigen Arbeitstag heimkomme, schalte ich den Fernseher an, kann dann selbst wunderbar abschalten. Meine Frau findet das fürchterlich. Aber mir fehlt einfach die Kraft, etwas Sinnvolleres zu tun.
Peter R., Köln

Dr. Günter SchmaIe:

Nach einem stressigen Tag ist es notwendig, Erholung zu suchen, denn der Organismus dient uns über viele, viele Stunden am Tag. In den Pausen regeneriert er sich durch Selbstorganisation und Selbstheilung indem er sich selbst von chemischen Abfallprodukten reinigt, Verletzungen heilt. Nur müssen wir ihm diese Pausen auch gönnen! Fernsehen gibt sie nicht. Das führt nur in einen schlafähnlichen Trancezustand, ohne die selbstheilende Art Erholung zu bewirken oder zuzulassen. Wenn Sie ausgeruht sind und dann Lust auf eine Fernsehsendung verspüren‚ ist das hin und wieder sicher okay, aber bitte nicht vor die Glotze setzen zum Abschalten.
Montag, 25. September

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